Konzept

Die Grundlage unserer Pädagogik sind vertrauensvolle Beziehungen und die Orientierung an Bedürfnissen. Wir nehmen uns das Berliner Bildungsprogramm zur Grundlage, wobei wir die Prinzipien Partizipation und Gesundheit besonders hervorheben.

Unser Bild vom Kind

Jeder Mensch, unabhängig von seinem Alter, ist ein individuelles Wesen, welches stets bestrebt ist, seine Bedürfnisse zu erfüllen, um sowohl physisch als auch psychisch gesund zu bleiben. Jedes Verhalten kann daher als sinnvoll angesehen werden und geschieht aus gutem Grund. Unsere Gefühle dienen als Wegweiser für erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse und verdienen daher stets Respekt und Anerkennung. Alle Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen werden gleichermaßen akzeptiert und unterstützt.

Während auf dieser Grundlage alle gleich sind, unterscheiden wir uns dennoch in unseren Strategien zur Bedürfniserfüllung, die sich aus persönlichen Erfahrungswerten speisen. Erwachsene haben gegenüber Kindern einen Erfahrungsvorsprung, weswegen Kinder einfühlsame Begleiter:innen benötigen, die sie dabei unterstützen, in einer offenen, ressourcenorientierten und wertschätzenden Atmosphäre gleichberechtigte, respektvolle und gewaltfreie Lösungswege zur Bedürfnisbefriedigung zu entwickeln. Wir gehen davon aus, dass Kinder ebenfalls den Wunsch haben, zum Wohl anderer beizutragen, kooperativ zu sein und ihre Bedürfnisse durch Zusammenarbeit statt durch Gewalt, Zwang oder Macht zu erfüllen. Menschen sind von Geburt an soziale Wesen und auf Gemeinschaft und Austausch angewiesen. Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten, die aktiv ihr Leben gestalten möchten, neugierig auf ihre Umgebung sind und sich aktiv beteiligen wollen. Sie sind kompetente, soziale und selbstbestimmte, vollwertige Menschen.

Bedürfnisorientierung

Die Bedürfnisorientierte Pädagogik basiert auf der Anerkennung und Wertschätzung der individuellen Bedürfnisse und Persönlichkeiten der Kinder. Ihr zentrales Prinzip ist die Orientierung an den Bedürfnissen und Interessen der Kinder, um eine ganzheitliche Entwicklung zu fördern. Dies bedeutet, dass Kinder als eigenständige und kompetente Personen wahrgenommen werden, sowie deren Meinungen und Wünsche ernst genommen werden. Die Pädagog:innen streben danach, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, die auf Respekt, Empathie und Einfühlungsvermögen basiert. Sie unterstützen die Kinder dabei, ihre Autonomie und Selbstbestimmung zu entwickeln, und bieten ihnen ein Umfeld, das ihre körperliche, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung gleichermaßen berücksichtigt. Partizipation und Mitbestimmung der Kinder sind grundlegende Prinzipien, die es ihnen ermöglichen, aktiv am Bildungsprozess teilzuhaben und ihre Fähigkeiten und Stärken zu entfalten. Durch eine bedürfnisorientierte Herangehensweise wird den Kindern ein Raum geboten, in dem sie sich sicher, geborgen und respektiert fühlen können, um sich optimal entfalten zu können.

In-Beziehung-Sein

Die Basis unserer pädagogischen Arbeit liegt im Aufbau und Erhalt einer vertrauensvollen Beziehung mit den Kindern, die bereits mit der Eingewöhnung beginnt. Ein Kind, das sich an einem Ort sicher fühlt, wird diesen Ort gerne aufsuchen und in der Folge lernen, stabile Beziehungen aufzubauen. Diese Beziehungen ermöglichen es dem Kind, seine Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen sowohl non-verbal als auch verbal auszudrücken. Es erlangt die Fähigkeit, für sich selbst einzustehen, die eigene Integrität zu wahren und erfolgreich mit anderen zu kooperieren oder Konflikte auszutragen. Dabei gibt es kein “unerwünschtes Verhalten” oder eine bestimmte Leistung, die erbracht werden muss, um Anerkennung und Beachtung zu erhalten. Jedes Kind wird in seiner Individualität gefördert, gestärkt und auf seinem individuellen Entwicklungsweg begleitet. Die optimale Entwicklung des Kindes findet statt, wenn es sich sicher und stabil in Beziehungen fühlt, seiner Kreativität folgen kann und lernt, sich selbst wahrzunehmen und zu verstehen. Diese Begleitung setzt sich fort bis zum Eintritt des Kindes in die Schule. Alle weiteren Elemente der pädagogischen Arbeit, wie die Gestaltung der Räume, die Partizipation der Kinder, das freie Spiel, die Bildungsarbeit, die Lernwerkstatt etc. bauen auf dieser fundierten Beziehungsarbeit auf.

Partizipation

Wir achten die in den Kinderrechten verankerten Beteiligungsrechte der Kinder und geben diesen Raum in verschiedenen Aspekten des Alltags. Dabei ist es uns wichtig, Mitbestimmung in allen Belangen, die die Kinder betreffen, zu ermöglichen, und nicht nur dort, wo es Erwachsene willkürlich gestatten. Wir leben eine alltagsintegrierte Partizipation, die nicht nur in festen Institutionen wie Kinderkonferenzen und Morgenkreisen umgesetzt wird, sondern auch in alltäglichen Situationen wie dem Wickeln, Essen, Schlafen, und Spiel sowie in der Gestaltung von Räumen und Abläufen.

Es ist wichtig, stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Kinder zu haben und ihre vielfältigen Ausdrucksformen zu verstehen. Wir sind offen für ihre Beschwerden und Kritik, die wir als Ausdruck freier Meinungsäußerung willkommen heißen. Bei allen Partizipationsprozessen liegt es letztendlich in der Verantwortung des pädagogischen Teams zu entscheiden, was im Rahmen der Aufsichtspflicht und des Wohlbefindens sowohl des Einzelnen als auch der gesamten Gruppe ermöglicht werden kann.

Gesundheit

Wir legen großen Wert darauf, Kinder auf ihrem Weg zu einer gesunden Entwicklung zu stärken. Wir sind davon überzeugt, dass eine ganzheitliche Förderung der Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist, um Kindern die bestmöglichen Startchancen im Leben zu bieten. Dazu gehört nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch das psychische und soziale Wohlbefinden.

Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist es, den Kindern regelmäßige Naturerfahrungen zu ermöglichen, diese haben Einfluss auf die Gesundheit der Kinder, die positiv zu ihrer ganzheitlichen Entwicklung beitragen. Darüber hinaus sind uns Nachhaltigkeitsaspekte wichtig.

Insgesamt ist es unser Ziel, Kinder nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional zu stärken, damit sie zu selbstbewussten und gesunden Menschen heranwachsen können, die bereit sind, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

Tagesablauf

8.00 der Kinderladen öffnet

08.30 - 09.15 Frühstück

09.30 Morgenkreis

10.00 Freispiel / Rausgehen / Angebote

12.00 Mittagessen

12.30 Zähne putzen

13.00 Schlafen / Ausruhen

14.00 Freispiel / Angebote

15.00 Brotzeit

15.30 Freispiel / Angebot / Rausgehen

16.30         der Kinderladen schließt

Morgenkreis

Der Morgenkreis ist fester Bestandteil des Tagesablaufs, wobei die Teilnahme eine Einladung an die Kinder ist, eine Gruppenerfahrung zu machen, über den Tag mitzubestimmen, etwas aus ihrem Alltag zu berichten und Vielem mehr: Wir lernen neue Lieder, Reime und Spiele, besprechen neue Projekte, erzählen vom Wochenende, besprechen Regeln, planen den Tag, machen Experimente oder andere Angebote. Wir lassen uns dabei von der Lebenswelt der Kinder inspirieren. 

Freispiel

Im Freispiel legen wir besonderen Wert darauf, dass die Kinder ihre Selbständigkeit auf spielerische Weise entfalten können. Wir räumen dazu mehrere Freispielphasen am Tag ein. Es bildet den Schlüssel zu einer Welt, in der sie ihre eigenen Rollen finden, soziale Kompetenzen entwickeln und ihre Umgebung mit wachen Augen wahrnehmen. Unsere Pädagog:innen nehmen hierbei bewusst eine zurückhaltende Rolle ein, die weit über das bloße Beobachten hinausgeht. Wir verzichten darauf, die Spielszenarien der Kinder zu bewerten oder zu interpretieren. Stattdessen ermöglichen wir den Kindern, die Hauptakteure in ihren eigenen Welten zu sein. Der Alltag im Kinderladen wird somit zu einer lebendigen Bühne für Selbständigkeit und individuelle Entfaltung, in der die Kinder die Möglichkeit haben, sich in ihrem eigenen Tempo und nach ihren eigenen Bedürfnissen zu entwickeln.

Künstlerisch tätig sein

Im Kinderladen stellen wir diverse Materialien zur Verfügung, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken und sich auszuprobieren. Von Naturmaterialien wie Papier, Ton, Sand, Steine, Stroh usw. bis hin zu recycelten Materialien wie Gläser, Dosen aus Plastik, Metall, Holz können Kinder sich die unterschiedlichen Beschaffenheiten künstlerisch aneignen und verstehen welche Eigenschaften sie besitzen. Unsere Welt ist zunehmend vorgegeben und wir möchten den Kindern Freiraum geben, ohne einer Norm zu entsprechen und ohne zu bewerten. Mit den eigenen Händen kleine Kunstwerke zu schaffen, gibt den Kindern ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein. Hier geht es um Vertiefung in Prozesse des Schaffens, die sinnvoll und inspirierend sein dürfen und nicht produktorientiert.

Kinderkonferenz

Die Kinderkonferenz (KiKo) dient dazu, die Kinder aktiv in die Planung und Gestaltung ihres Alltags im Kinderladen einzubeziehen. Durch die wöchentliche Zusammenkunft haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Interessen und Wünsche zu äußern, demokratische Entscheidungsprozesse zu erleben und ihre Rechte transparent zu machen. Gleichzeitig fördert die KiKo das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit der Kinder, indem sie lernen, für sich einzustehen und sich aktiv an ihrem Umfeld zu beteiligen. Die KiKo ist ein freiwilliges Angebot, jedoch ermutigen wir die Kinder zur Teilnahme. 

Ausflugstag

Der Ausflugstag ist ein Angebot, welches in der Regel Kindern ab circa vier Jahren ermöglicht wird. Einmal wöchentlich suchen wir verschiedene Orte auf. Wir besuchen kulturelle Veranstaltungen in Berlin, gehen in den Wald, zu weiter entfernten Spielplätzen oder in andere Kieze. Kinder lernen dabei nicht nur, uns im Berliner Straßenverkehr zu bewegen oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, sondern auch die Verhaltensregeln verschiedener Orte wie Parks, Wälder, Museen, Theater oder Schwimmbäder kennen und zu respektieren. Unterschiedliche kulturelle Erlebnisse erweitern den Horizont, schaffen Einblicke in noch unbekannte Welten, machen neugierig und ermöglichen ein erlebnishaftes Lernen für alle. Wo es hingeht, stimmen wir mit den Kindern gemeinsam ab.

Angebote und Projektarbeit

Kinder sind neugierig, wollen lernen, sind stetig auf der Suche nach neuen Erfahrungen und stellen immer wieder neue Fragen zu unserer Welt. Angebote und Projekte dienen zum gemeinsamen Forschen, Entdecken, Recherchieren und Experimentieren. Sie unterscheiden sich in der zeitlichen Intensität; während eines Projektes beschäftigen wir uns über einen längeren Zeitraum mit einem Thema, während ein Angebot ein kurzer Impuls ist. Angebote können Teil von Projekten sein.

Im Rahmen von Projektarbeit wollen wir die verschiedenen Kompetenzen aller Eltern mit einbeziehen. Zu verschiedenen Themen laden wir auch mal Eltern, beispielsweise in den Morgenkreis ein, um über Berufe oder Hobbys zu sprechen oder besuchen damit verbundene Orte. 

Wir verstehen die pädagogischen Angebote als Einladung der Fachkräfte an die Kinder zu einer vorbereiteten Aktivität. Kinder dürfen frei entscheiden, ob sie an diesem teilnehmen wollen oder nicht. Beim Planen der Angebote durch Fachkräfte finden die im Berliner Bildungsprogramm festgelegten Bildungsbereiche anklang.

Übergang in die Grundschule: Lernwerkstatt

Bei der Lernwerkstatt trifft sich die Kleingruppe an einem ruhigen Ort, beschäftigt sich mit ihren aktuellen Themen, Experimenten, Buchstaben, Zahlen, Werkzeugen, Stadtplänen, den Sinnen, Worten, Gesundheit oder ganz anderen Dingen. Im Vordergrund steht, dass eine Atmosphäre entstehen kann, in der eine konzentrierte, gemeinsame und vertiefte Auseinandersetzung möglich wird und Neugier, Freude und Inspiration zu weiteren Fragen und Forschungen motivieren. Die Inhalte werden gemeinsam mit den Kindern geplant.

Wir entscheiden uns bewusst gegen traditionelle „Vorschule“, schaffen jedoch Bildungs- und Entwicklungsanreize, die hilfreich für die Schulzeit sein können. Die gesamte Entwicklung ab Geburt ist eine Vorbereitung auf die Anforderungen, denen die Kinder in weiterführenden Bildungseinrichtungen begegnen werden. Dabei sehen wir (neben motorischen Fähigkeiten und Konzentration) vor allem im sozialen Miteinander wichtige Kompetenzen, um im großen Gefüge einer Grundschule nicht unter zu gehen. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung des Selbstwertgefühls, Resilienz, das Eintreten für sich und andere und einen achtsamen, fairen und solidarischen Umgang untereinander. All diese Fähigkeiten werden im alltäglichen Miteinander im Kinderladen geübt und erprobt.